Start Umsetzung Pflegeinitiative im Kanton Bern

Umsetzung Pflegeinitiative im Kanton Bern

Im November 2021 wurde die Initiative „Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)“ von Volk und Ständen angenommen. Der Bundesrat hat daraufhin beschlossen den Verfassungsartikel Pflege (Art. 117b BV und Übergangsbestimmungen in Art. 197 Ziff. 13 BV) in zwei Etappen umzusetzen. In einer ersten Etappe wird der Fokus auf eine Ausbildungsoffensive gelegt. Das entsprechende Bundesgesetz tritt am 1. Juli 2024 in Kraft.

Für die Umsetzung stehen Geld von Bund und Kanton zu Verfügung. Damit ein Kanton aber Geld vom Bund erhält, müssen Vorgaben erfüllt sein. Im Kanton Bern gilt bereits seit 2012 eine Ausbildungsverpflichtung für 14 nicht-universitäre Gesundheitsberufe in Spitälern, Heimen und Spitex-Organisationen. Auch gibt es bereits verschiedene Gefässe, um die Ausbildungen im tertiären Pflegebereich (HF/FH) zu fördern. Der Kanton Bern erfüllt damit alle Bedingungen, um Bundesbeiträge zu erhalten.

An einem Infoanlass mit Workshop am 22.4.2024 informierte der Kanton Bern über das weitere Vorgehen. Daran nahmen ca. 400 Personen aus den Institutionen, den Verbänden, den Schulen etc. teil. Auch die Spitex ola war mit zwei Vertreterinnen dabei.

Konkret sieht der Kanton Bern ab diesem Sommer drei Massnahmen vor:

  1. Quer- oder Späteinsteigenden ab 27 Jahren, die sich die Ausbildung an der Höheren Fachschule nicht leisten können, zahlt der Kanton einen Lohn von monatlich 3500 Franken. Jährlich können bis zu 25 Personen in dieses Programm aufgenommen werden.
  2. Dasselbe Programm will der Kanton auch für Personen einführen, die an der Berner Fachhochschule studieren. Allerdings werden hier maximal 15 Plätze zur Verfügung stehen.
  3. Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten sollen schliesslich für die Ausbildung in der Diplompflege rekrutiert werden. Dieses Programm bietet Platz für bis zu 40 Personen.

Es benötigt aber noch weitere Ideen. Der Kanton Bern hat sich dafür für einen „bottom-up“-Ansatz entschieden. Allen Akteuren des Gesundheitswesens im Kanton Bern ist es möglich Projektideen einzugeben. Dafür wurden fünf Antragsstellen definiert (Oda-Gesundheit Bern, OrTra (französisch), BZ-Pflege, BfH, SBK Sektion Bern) – je nach Projektidee ist eine dieser Stellen zuständig. Danach durchläuft die Idee verschiedene Stellen, bis sie 1x jährlich beim Bund zur Finanzierung eingegeben werden kann.

Erste Ideen wurden bereits am Workshop notiert und gehen nun zu den zuständigen Stellen.

Damit im Kanton Bern der Pflegenotstand in den Institutionen ein Ende hätte und auch auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel reagiert werden kann, müssten pro Jahr 650 Personen ein Diplom erwerben. Davon ist man aber noch weit entfernt. In den letzten Jahren waren es jeweils nur ca. 370 Personen, die auf Stufe HF / FH ihre Ausbildung beendet haben.

Was in diesem Zusammenhang noch wichtig ist: Eine Ausbildung zu beenden allein reicht nicht. Wichtig wäre auch dass die Berufsleute dem Gesundheitswesen „treu“ bleiben. Bund und Kantone möchten das aber erst in der 2. Etappe der Umsetzung anschauen.